Zurich und Umiken, 2 ½ Jahre später

Wenn man sich verliebt...

Mir ist dieses Wochenende wieder einmal etwas passiert. Am 20. + 21. 11. 1993 hatten wir vom Spot 25 wieder einmal ein Coming Out Lager durchgeführt. Ich war als Leiter dort, obwohl ich eigentlich nicht viel gemacht habe. Ich konnte nicht erahnen, dass so etwas passieren kann, aber es ist nun mal passiert: Ich habe mich verliebt. Dass mir vielleicht so etwas wie in Adelboden passieren konnte, darauf war ich vorbereitet. Aber das... Obwohl die Situation in diesem Lager anders war.

Ich kam am Samstag Morgen zum Treffpunkt im HB Zürich. Als alle da waren, stellte ich fest, dass ich die wenigsten von ihnen kannte. Auf jeden Fall waren es mehrheitlich Neue. Auch jemand von Bern war dabei. Während der Zugsreise ist mir der Berner noch nicht besonders aufgefallen. Aufgefallen ist mir erst mal der 19 jährige Paul, vor allem weil er ca. 2 Jahre jünger aussah. Oh, er hat mir schon gefallen, aber da war sonst nix, nicht einmal ein sexueller Reiz. Jedenfalls fast keiner. Wie auch immer. Als wir in dem eiskalten Lagerhaus waren, fiel mir John nun konkreter auf. Das ist der Berner. Er ist 19, was ich allerdings erst später erfuhr. Er schien sich ein wenig zu langweilen. Wie ich ebenfalls später erfuhr, war er ein wenig frustriert, weil er niemanden kannte. Es hätten noch einige Berner mehr mitkommen sollen, aber alle sagten ab, weil sie dachten die einzigen zu sein. Vielleicht war das mein Verhängnis, denn dann hätte ich mich vielleicht nicht so stark mit ihm beschäftigt. Doch das vertrackte ist ja, dass ich das Gegenteil, so im Nachhinein, überhaupt nicht begrüsst hätte. Wollte ich so etwas vielleicht? Während wir die Hütte einheizten und zum Käse reiben verdonnert wurden, konnte ich es nicht lassen, ihn immer wieder anzuschauen. Während des Nachmittags und des Mittagessens hatte ich noch nicht so viel Kontakt zu ihm. Erst gegen Abend hatte ich mehr Kontakt und kam in ein Gespräch mit ihm. Mit der Zeit waren wir öfters im Gespräch und sassen zusammen. Auch beim Nachtessen sassen wir uns gegenüber am selben Tisch. Wir neckten uns häufig und ich genoss die Situation. Er setzte sich auch oft zu mir in die Nähe. Auch am nächsten Morgen setzte er sich mir gegenüber. Wir neckten uns viel und mir kam folgender Spruch in den Sinn: Was sich liebt, neckt sich. Aber eben... Einmal ging ich hoch ins Massenlager und zog mich um. Ich war allein. Ich war schon daran, die Treppe hinunterzugehen, als John heraufkam und irgendetwas sagte, wegen dem Massenlager. Ich lief nochmals mit ihm hinein. Dann ging ich wieder hinunter. Er kam auch gerade wieder hinunter. Ich war eigentlich genau aus diesem Grunde die Treppe hinaufgegangen. Weil ich allerdings schon wieder am runtergehen war, blieb ich nicht im Zimmer. Ich bin ja so ein Arsch! John kam ja auch gerade wieder herunter, er hatte offenbar nichts besonderes zu erledigen. Wäre ich bloss oben geblieben. Na ja, was geschehen ist, ist geschehen... Immerhin schien er auch an mir Interesse zu zeigen.

Am Abend bei den Berührungsspielen, wollte ich zuerst kneifen, aber Peter rief mich, und als John eben auch schon unten war, ging ich eben auch. Als ich keine Decke mehr fand, breitete John die Decke so aus, dass zwei darauf Platz hatten. Ich wollte soeben noch eine Decke holen, als er mir Platz auf seiner anbot. Nun, ich fühlte mich natürlich geschmeichelt. Beim ersten Spiel mussten wir Zweiergruppen machen. Wir sollten die Hände unseres Gegenübers halten und ihm in die Augen schauen. Dabei sollten wir uns eine Frage überlegen, die wir unserem Gegenüber stellen wollten. Wir waren natürlich zusammen. Es war ein kribeliger Augenblick. John musste ein paar Mal lachen, doch ich blieb relativ ernst. Wir schauten uns sehr direkt an, aber mir kam nichts in den Sinn. Es war ein komischer Moment. Er begann mit seinen Fingern an meinen entlang zu fahren. Ich war hinüber. Schliesslich wechselte das Spiel so, dass der Andere nun die Hände halten sollte (?). Nun, ähm, also wir hielten uns ja sowieso gegenseitig die Hände, aber wie auch immer. Am Schluss sollten wir uns nun die Fragen stellen. Er wusste wohl auch nicht genau, was er fragen sollte. Doch dann sagte er, es sei vielleicht ein wenig banal, was ich für ein Sternzeichen sei. Fisch. Ich war Fisch, er war Fisch. Wir konnten es kaum glauben. Keiner hätte das vom anderen gedacht. Wir hatten alles angenommen, nur nicht Fisch. Erstaunlich.

Nach diesem Spiel gab es nochmals zwei Zweierspiele. Doch leider musste man den Partner wechseln. Ich glaube, auch John war ein wenig ... ähm, wie soll ich sagen ... nicht ganz glücklich darüber, wer weiss... Bei dem eigentlichen Berührungsspiel, versuchte ich gar nicht erst herauszufinden, wer wer ist. Ist auch besser so. Natürlich versucht man es ein bischen, und schliesslich war John ausgerechnet in der anderen Gruppe. Aber ich wollte mich nicht enttäuschen und ich wollte mir auch nicht vorstellen, wer es war. Am Abend vor dem ins Bett gehen, habe er angeblich zu mir herübergeschaut, teilte mir Martin am Sonntag Abend mit. Er ist ja dann auch noch zu mir herübergeschlendert und hat mich wieder ein wenig hochgenommen. Er sagte auch, ich soll doch herüberkommen, wenn ich friere und mich allein fühlte. Aber er lag zwischen Martin und Bernhard, und für mich hätte es noch Platz zwischen Martin und Peter gehabt. Aber da hätte sich ja wahrscheinlich schon etwas schieben lassen. Aber eben schon wieder... Schliesslich zettelten wir eine Kissenschlacht an, die auch schuurig lustig war. Danach legte ich mich definitiv schlafen.

 

Grunz!

RDA, 21111993

Ob diese Geschichte wohl wahr ist?

Jedenfalls, kam das Ganze zu einem glücklichen aber kurzen Ende. Denn ich hatte da noch ein Problem. Ich war schon in einer Beziehung. Und wenn ich Euch wohl einen Tip geben darf: Macht nie in einer treuen Beziehung Seitensprünge, schon gar nicht mit verlieben und so. Das gibt nur jede Menge Ärger.

Letzte Aktualisierung:
Thursday, 28. March 2002, © Giovi M. Caelli
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